Podol im Netz

Wir sind wieder einmal unterwegs, diesmal mit Bike & Boot in der Kvarner Bucht. Der vielseitige Archipel im Norden Kroatiens begeistert uns jeden Tag aufs Neue. Eine Insel, die wir auf dieser Reise besonders ins Herz geschlossen haben, ist Cres. Offiziell die zweitgrößte Insel Kroatiens, doch trennen sie nur wenige Quadratkilometer vom Titelgewinn in dieser Kategorie, den sich die Nachbarinsel Krk gesichert hat.

Cres ist ein echtes Naturparadies, hier nisten die selten gewordenen Gänsegeier, uralte Olivenbäume wiegen sich im Takt des Windes und die ganze Insel ist geprägt von einer über tausendjährigen, wechselvollen Geschichte. Das schmälert den heute eher westlichen Charakter des Eilands aber nicht und so hätten wir hier nichts weniger erwartet, als einen Ort ohne funktionierendes Internet.

Doch dann kommen wir nach zahlreichen Höhenmetern und ausgiebigem Trailspaß mit atemberaubenden Blicken auf die Küste und den Vraner See im Inselinnern im Dörfchen Podol an und werden eines Besseren belehrt. Denn als wir bei Claudia Heckl in ihrem urigen Gartencafé einkehren, erfahren wir, dass Podol netztechnisch tatsächlich komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist.

Zu Besuch in Claudias Gartencafé in Podol

Claudia ist gebürtige Österreicherin und Weltenbummlerin. Früher reiste sie als Dokumentarfilmerin durch die Welt und lebte 25 Jahre in Südamerika. Doch 2010 traf sie ihren kroatischen Lebensgefährten Roberto und hat sich mit ihm in Podol auf Cres niedergelassen, wo sie unter anderem als Schriftstellerin arbeitet. Ihre Bücher kann man direkt bei ihr zu Hause kaufen und nebenbei bietet sie in ihrem Garten hausgemachtes Feigeneis, Blätterteigtaschen mit inseleigenem Salbeihonig, Kaffee und hausgemachte Zitronenlimo an – eine kleine, urige Manufaktur sozusagen.

Wie gut so ein Fruchteis oder eine eisgekühlte Limo nach einer fordernden Biketour an einem warmen Spätsommertag schmecken? Darauf gibt es nur eine Antwort: Unfassbar gut! Und so verweilen wir länger als ursprünglich geplant, aber man soll die Feste ja feiern wie sie fallen. Das gibt uns Gelegenheit, mit Claudia noch etwas näher ins Gespräch zu kommen, denn längst haben die vielen bunten Wollnetze auf ihrem kleinen Verkaufstisch im Garten unsere Neugier geweckt. Also fragen wir nach und bekommen ganz Erstaunliches zu hören.

Globale Vernetzung ganz ohne WLAN

Vor einigen Jahren hat Claudia Heckl ihr Herzensprojekt „Podol im Netz“ und damit ihre ganz eigene Interpretation von globaler Vernetzung ins Leben gerufen. Claudia häkelt Einkaufsnetze aus bunten Wollresten, die sie für 10 Euro pro Stück an ihre Besucher aus aller Welt verkauft. Damit schlägt sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Denn man schont mit den plastikfreien Tragetaschen nicht nur die Umwelt, sondern wird beim Kauf auch akribisch in ein Buch eingetragen. Jedes Netz besitzt eine Nummer und Claudia notiert sich, wohin das Netz verkauft wurde. Außerdem erhält jeder Käufer eine Postkarte mit der Bitte, diese mit einem Foto des Netzes  vom jeweiligen Heimatort an Claudia zurückzusenden. Eine sehr kreative Art und Weise nicht in Vergessenheit zu geraten – und das sogar ganz ohne das World Wide Web.

Lust auf Feigeneis? - Wo Claudia Heckl zu finden ist

Mali Podol, 51557 Cres / Kroatien

Ein Besuch lohnt sich, schon alleine wegen der kleinen im Gartencafé servierten Köstlichkeiten. Aber noch mehr für Claudia selbst, die wirklich eine ausgesprochen interessante und kommunikative Persönlichkeit ist!